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in Sefton an den Stäben knabberte und sie umklammerte.
Herbert Wests Ende begann eines Abends in unserem gemeinsamen
Studierzimmer, als er seine neugierigen Blicke zwischen mir und der Zeitung
hin- und hergehen ließ. Die Überschrift eines merkwürdigen Artikels war ihm
in den zerknitterten Seiten aufgefallen, und eine namenlose Riesenklaue schien
über sechzehn Jahre hinweg nach ihm zu greifen. Etwas Furchtbares und
Unglaubliches war im Irrenhaus von Sefton, fünfzig Meilen entfernt, passiert,
das die Nachbarschaft bestürzte und die Polizei vor ein Rätsel stellte. In den
frühen Morgenstunden war eine Schar schweigender Männer in das Gelände
eingedrungen, und ihr Anführer hatte das Aufsichtspersonal geweckt. Er war
eine drohende, militärische Gestalt, die sprach, ohne die Lippen zu bewegen
und dessen Stimme nach Art der Bauchredner mit einem riesigen schwarzen
Koffer, den er trug, zusammenhing'. Sein ausdrucksloses Gesicht sah gut aus
und war beinah strahlend schön zu nennen, hatte aber den Direktor schockiert,
als das Licht der Halle darauffiel -denn es war ein Wachsgesicht mit gemalten
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Glasaugen. Ein schrecklicher Unfall mußte diesem Mann zugestoßen sein. Ein
größerer Mann führte ihn, ein abstoßender Koloß, dessen blau angelaufenes
Gesicht, wovon die eine Hälfte von einer unbekannten Krankheit zerfressen
schien. Der Sprecher hatte darum gebeten, das menschenfressende Scheusal,
das vorsechzehn Jahren aus Arkham hier eingeliefert worden war, unter seinen
Schutz zu nehmen, und als man ihm dies verweigerte, gab er das Zeichen, das
einen furchtbaren Aufstand herbeiführte. Die Ungeheuer hatten jeden Wärter,
der nicht floh, geschlagen, zertrampelt und gebissen, töteten vier und es gelang
ihnen schließlich, das Ungeheuer zu befreien. Die Opfer, die sich des Vorfalls
ohne Hysterie erinnern konnten, schworen, daß diese Geschöpfe weniger wie
Menschen, denn unvorstellbare Automaten, angeführt von ihrem
wachsgesichtigen Führer, gehandelt hätten. Bis man Hilfe herbeirufen konnte,
hatte man von den Männern und ihrem verrückten Schutzbefohlenen jede Spur
verloren.
Von der Stunde an, als er diesen Artikel las, saß West bis Mittemacht wie
gelähmt da. Um Mittemacht läutete die Türglocke, wobei er fürchterlich
erschrak. Da alle Hausangestellten im Speicher schliefen, ging ich selbst an die
Tür. Wie ich der Polizei berichtete, befand sich kein Wagen auf der Straße, nur
eine Gruppe seltsamer Gestalten, die eine große, längliche Kiste trugen, die sie
im Zugang zur Diele absetzten, nachdem einer von ihnen mit hoher,
unnatürlicher Stimme gebrummt hatte: »Expreßzustellung, schon bezahlt.« Sie
verließen das Haus im Gänsemarsch mit schlenkernden Schritten, und als ich
ihnen nachschaute, wie sie weggingen, hatte ich den komischen Eindruck, daß
sie auf den alten Friedhof zugingen, der an die Rückseite des Hauses anstößt.
Als ich die Tür hinter ihnen zuwarf, kam West die Stiege herunter und sah sich
die Kiste an. Sie maß ungefähr zwei Quadratfuß und trug Wests richtigen
Namen und gegenwärtige Adresse. »Von Eric Moreland Clapham Lee, St. Eloi,
Flandern.« In Flandern war vor sechs Jahren ein von Granaten getroffenes
Lazarett über dem kopflosen, wiederbelebten Rumpf von Dr. Clap-ham-Lee
und seinem abgetrennten Kopf der - vielleicht - artikulierte Töne ausgestoßen
hatte, eingestürzt.
Nicht einmal jetzt war West erregt. Seine Verfassung war viel schrecklicher. Er
sagte schnell, »Das ist das Ende - aber laß uns dies verbrennen.« Wir trugen
das Ding ins Labor hinunter und lauschten. Ich erinnere mich nur weniger
Einzelheiten - Sie können sich meine Gemütsverfassung vorstellen -, aber es
ist eine unverschämte Lüge, zu behaupten, es sei Herbert Wests Körper
gewesen, den ich in den Verbrennungsofen bugsierte. Wir schoben die ganze,
uneröffnete Kiste hinein, schlössen die Tür und schalteten den Strom ein. Aus
der Kiste drang kein Ton.
West bemerkte zuerst den abfallenden Verputz an jenem Teil der Mauer, wo
das alte Grabmauerwerk verdeckt worden war. Ich wollte davonlaufen, aber er
hielt mich fest. Dann erblickte ich eine kleine, schwarze Öffnung, fühlte einen
geisterhaften, eisigen Wind und roch die Friedhofseingeweide verfaulender
Erde. Da war kein Laut, aber gerade dann erlosch das elektrische Licht, und ich
sah gegen ein phosphoreszierendes Leuchten aus dem Jenseits eine Schar
schweigender, schwer arbeitender Geschöpfe sich abheben, die nur der
Wahnsinn - oder Schlimmeres zu schaffen vermochte. Ihre Umrisse waren
menschlich, halbmenschlich, teilweise menschlich und gar nicht menschlich -
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die Horde war grotesk verschiedenartig. Ruhig entfernten sie nach und nach die
Steine aus dem alten Gemäuer. Und dann, als die Lücke groß genug war, kamen
sie im Gänsemarsch ins Labor, angeführt von dem stolz aufgerichteten
Geschöpf mit dem schönen Wachskopf. Eine Art von irrblickendem Ungeheuer
hinter dem Anführer bemächtigte sich Herbert Wests. West leistete keinen
Widerstand, noch brachte er einen Ton heraus. Dann sprangen alle auf ihn zu
und rissen ihn vor meinen Augen in Stücke und trugen die Einzelteile in das
unterirdische Gewölbe der unwirklichen Monstrositäten. Wests Kopf wurde
von dem Anführer mit dem Wachskopf hinweggetragen, der die Uniform eines
kanadischen Offiziers trug. Als er meinen Blicken entschwand, sah ich, daß die
blauen Augen hinter den Brillengläsern mit einem Anflug wilder, sichtbarer
Erregung schrecklich aufblitzten. Hausangestellte fanden mich in der Frühe
bewußtlos auf. West war fort. Der Verbrennungsofen enthielt lediglich
unidentifizierbare Asche. Detektive haben mich verhört, aber was kann ich
ihnen sagen? Sie werden die Tragödie in Sefton nicht mit West in Verbindung
bringen; nicht das und auch nicht die Männer mit der Kiste, deren Existenz sie
abstreiten. Ich erzählte ihnen von dem Gewölbe, aber sie deuteten auf die
glattverputzte Mauer und lachten. Deshalb sage ich nichts mehr. Sie ziehen den
Schluß, daß ich entweder ein Irrer oder ein Mörder sei - möglicherweise bin ich
verrückt. Aber ich wäre vielleicht nicht verrückt, wenn diese verfluchten
Grabeslegionen nicht so stumm gewesen wären.
Der Tempel
(An der Küste von Yucatan aufgefundenes Manuskript)
Am 20. August 1917 deponiere ich, Karl-Heinrich Graf von
Altberg-Ehrenstein, stellvertretender Oberbefehlshaber in der Kaiserlich
Deutschen Marine und Kommandant des Unterseebootes U-29, diese Flasche
und Dokumente an einem mir unbekannten Punkt im Atlantischen Ozean, etwa
20 Grad nördlicher Breite und 35 Grad westlicher Länge, wo mein Schiff
kampfunfähig auf dem Grund des Meeres ruht. Ich tue dies aus dem Wunsch
heraus, gewisse ungewöhnliche Tatsachen der Öffentlichkeit zugänglich zu
machen; etwas, das ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr erleben werde,
um es selbst zu tun, da die mich umgebenden Verhältnisse ebenso bedrohlich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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