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trachten. Papageno schimpfte noch immer unzufrieden vor
sich hin, aber Tamino achtete nicht weiter darauf. Die Zeit
verstrich und schlich geräuschlos vorbei, während seine Au-
gen sich an das Dunkel gewöhnten und er die mahnenden
Erinnerungen an diese alte Kultur studierte, bis Tamino
schließlich das Gefühl hatte, daß er und seines Vaters Reich,
daß alle Völker, die er kannte, sehr klein waren angesichts
der Größe und Erhabenheit der Zeit. War es von Bedeutung,
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würde es jemals für irgend jemanden von Bedeutung sein,
ob ein kleiner Prinz Tamino mit Namen aus einem unbe-
deutenden Reich, auf einer winzigen Welt inmitten unzäh-
liger Sterne lebte oder starb, ob j die Prüfungen siegreich
ener
bestand und Pamina heiratete& oder ob er hier in der ver-
gessenen Gruft eines Volkes verging, das gelebt und gelitten
hatte, gestorben und verschwunden war? War irgend etwas
von Bedeutung? Warum war er, Tamino, hier und unterzog
sich unbekannten Prüfungen?
Er hatte sein Wort gegeben. War das aber Grund genug? All
die Menschen dieser längst vergangenen Zeiten hatten sich
unbekannten Zielen verschrieben und vergessene Absichten
verfolgt, die jetzt niemandem mehr etwas bedeuteten. Es
war auch nicht mehr wichtig, ob sie ihr Versprechen gehalten
und in Ehren gelebt hatten oder wortbrüchig geworden und
unbeachtet gestorben waren. Würde es in späteren Zeiten
von Bedeutung sein, ob er die Prüfungen bestanden hatte
oder nicht, ob er überhaupt am Leben gewesen war?
Ihm schwindelte, weil er plötzlich begriff, was Zeit bedeutete
und was sie verschlang. Tamino preßte den schmerzenden
Kopf gegen den kalten Stein. Warum war er hierher gekom-
men? Er wäre wahrscheinlich davongelaufen, hätte sich ihm
eine Tür geöffnet.
Tamino wußte nicht, wie lange er so dasaß. Doch das Licht
einer Lampe und das Geräusch von Schritten riefen ihn in die
Gegenwart zurück. Die beiden Priester, die sie geleiten soll-
ten, kamen zurück.
»Prinz Tamino«, sagte der Priester, den er als seinen Geleiter
erkannte, »seid Ihr entschlossen, alles zu ertragen, was auch
kommen mag?«
Tamino holte tief Luft, da er wußte, daß nun seine Entschlos-
senheit auf die Probe gestellt werden sollte. Einen Augen-
blick lang war ihm alles gleichgültig, aber er hatte sein Wort
gegeben, und er würde es halten.
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»Gewiß«, erwiderte er ruhig.
»So sei es. Die Prüfungen beginnen. Zunächst wartet Ihr hier
bis Sonnenaufgang, oder bis ich komme und Euch an einen
anderen Ort bringe. Es ist verboten, an diesem Ort mit einer
Frau zu sprechen. Ich warne Euch, Ihr werdet Pamina viel-
leicht sehen, doch Ihr dürft weder direkt noch indirekt mit
ihr sprechen. Es ist Euch auch nicht erlaubt, sie zu berühren.
Versteht Ihr mich? Was auch geschehen mag: Kein Wort und
keine Berührung, sonst& «, seine Stimme wurde lauter und
drohender, »habt Ihr sie für immer verloren. Werdet Ihr uns
gehorchen?«
Tamino schluckte. Es kam ihm alles albern vor. Doch wer
war er, um über die Priester zu richten? Sie mußten wissen,
was sie taten.
»Gewiß.«
»Mögen die Götter Euch helfen, standhaft zu bleiben, mein
Sohn«, sagte der alte Priester, »gebt mir Eure Hand.«
Der andere Priester, ein kleiner kahlköpfiger, kurzsichtiger
Mann mit einem kleinen struppigen Bart, beugte sich über
Papageno. »Und du, mein Sohn?« fragte er. »Wirst du die
Prüfungen erdulden, selbst wenn sie dich an den Rand des
Todes führen sollten? Wirst du gegen das Böse kämpfen, wo
immer es dir begegnet?«
»Na ja«, erwiderte Papageno und schüttelte seinen Feder-
schopf, »ich bin keine Kämpfernatur, und auch nicht sehr
mutig. Vielleicht sollten wir das Ganze lieber vergessen.«
»Wirst du dich nach besten Kräften um Weisheit und Er-
leuchtung bemühen?«
»Ich? Wozu?« wollte Papageno wissen, aber dann schluckte
er und sagte: »Entschuldigt& ich meine nein, vielen
Dank.«
»Sag mir«, fragte der Priester, und Tamino hörte überrascht,
wie sanft und geduldig die Stimme des Mannes klang, »was
wünschst du dir vom Leben, mein Sohn?«
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Papageno stand auf und ging unruhig hin und her. »Also, ich
möchte genug zu essen und zu trinken haben und einen be-
quemen Platz zum Schlafen. Ich habe nichts dagegen,
schwer zu arbeiten, aber sonst wünsche ich mir nichts. Ach,
da ist noch etwas. Ich hätte gerne eine Frau, eine Freundin,
eine Gefährtin. Ich habe das Alleinsein satt. Und das, guter
und ehrwürdiger Vater, ist wirklich alles, was ich mir vom
Leben wünsche. Ich habe keine Sehnsucht nach Weisheit, Er-
leuchtung oder ähnlichen Dingen. Oh, bitte, ich möchte
Euch nicht beleidigen. Sicher sind das alles sehr gute Eigen-
schaften. Aber um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, für
Leute wie mich sind sie nichts.«
Der Priester erwiderte: »Sarastro hat bereits eine Frau für
dich. Sie sieht dir sehr ähnlich bis hin zu den Farben der Fe-
dern. Doch du wirst sie nie zu sehen bekommen, wenn du
dich nicht den Prüfungen unterziehst.«
»Ich habe das Gefühl, dann bleibe ich besser ledig«, antwor-
tete Papageno, sah aber neugierig zu dem Priester auf. »Sie
hat auch Federn?«
»Federn wie du.«
»Ich würde sie schon gerne sehen«, überlegte Papageno laut,
»ich kenne niemanden, der so aussieht wie ich. Ist sie
jung?«
»Jung und hübsch.«
»Und ich darf sie nicht einmal sehen, wenn ich mich den
Prüfungen verweigere& « fragte der Vogel-Mann.
»Bestimmt nicht.«
»Na ja, in diesem Fall& «, ein Donnerschlag unterbrach Pa-
pageno. Er hielt sich die Ohren zu und rief erschrocken: »Ich
bleibe besser ledig.« Dann erkundigte er sich: »Wie heißt
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